Untersuchungsgegenstand
Kern des Projekts war die Erprobung neuer methodischer Ansätze zur Erhebung musikalischer Schaffensprozesse in Gruppen. Um die Untersuchungen in Modul 1 und 2 durchzuführen sowie über Material für die Ansätze von Modul 3 zu verfügen, war es daher essentiell, eine Kooperation mit einem aus mehreren Individuen bestehenden Ensemble zu schließen. Theoretisch käme eine Vielzahl musikalischer Genres und Stilrichtungen in Frage, durch die dankenswerte Bereitschaft der Band Close to the Distance, zwei Proben aufzunehmen und an einer Gruppendiskussion teilzunehmen, fiel die Wahl auf das Genre des Melodic Hardcore.
Mit dem Untersuchungsgegenstand war demnach auch eine Auseinandersetzung mit der spezifischen Jugendkultur und ihren musikalischen Besonderheiten verbunden. Für terminologische und historische Fragen zu Hardcore im Allgemeinen kann auf Marc Calmbach (2007: 16–27, 83–89, 97) verwiesen werden, akademische Literatur zu dem genannten Subgenre des Melodic Hardcore ist derzeit ein Forschungsdesiderat. Wie anhand der in Modul 1 geführten Gruppendiskussion zur Erfassung persönlicher Erfahrungen und Selbsteinschätzungen der beteiligten fünf Musiker auch deutlich wurde, ist die Genrezuordnung der eigenen Musik allerdings nur bedingt entscheidend für das gemeinsame Komponieren (vgl. Material Gruppendiskussion).
Als strukturelle Grundlage für die Erfassung musikalischer Schaffensprozesses dienten in Modul 2 dieser Vorstudie daher in einem ersten Schritt der verbale Austausch während der Probe, allgemeine Änderungen am musikalischen Material sowie Veränderungen in der Besetzung, bestehend aus Bass, Drums, zwei E-Gitarren und Gesang, wobei verschiedene Arten sowohl der Gitarrenbenutzung (Rhythmus und Melodie) als auch der Stimmbenutzung (growling, shouting, ›clean‹-Gesang ) zum Einsatz kamen. Für die auswertende Betrachtung des Probenmaterials von Probe 2 aus Modul 2 wurden ferner basierend auf den Erfahrungen aus Probe 1 so weit wie möglich ergänzend grundlegende musikalische Parameter wie Melodik (Horizontale Tonhöhenverteilung), Rhythmik, Harmonik (Vertikale Tonhöhenverteilung) und Text berücksichtigt.