Module

Der strukturelle Aufbau des Projekts Musikalische Schaffensprozesse 2.0 – Inkorporation audiovisueller Medien der populären Musik in Methoden der digitalen Edition gliederte sich in mehrere Module, angelehnt an die unterschiedlichen methodischen Ansätze. Während in Modul 1 und 2 zwei verschiedene Zugänge zu musikalischen Schaffensprozessen fernab der Schriftlichkeit erprobt wurden, standen im dritten Modul Methoden der musikphilologischen Schaffenprozessforschung und digitalen Musikedition auf dem Prüfstand. Die Untersuchungen konnten dankenswerterweise in Kooperation mit der Band Close to the Distance durchgeführt werden, die der Veröffentlichung des Materials und der Ergebnisse für Forschungszwecke zustimmte.

Kern des Ansatzes von Modul 1 war das Durchführen einer mittels Leitfaden strukturierten Gruppendiskussion mit den Mitgliedern der Band Close to the Distance in Anlehnung an Vogl (2014) und Helfferich (2014). Die Entwicklung des Leitfadens orientierte sich – die Überlegungen Stefanie [Acquavella-]Rauchs (2010: 24–31) fortführend – am Fragebogen von Julius Bahle, den dieser für seine Arbeit zum musikalischen Schaffensprozess (1936) als »Fernexperiment mit zeitgenössischen Komponisten« (Bahle, 1936, V, 4–16) entwickelt und verwendet hatte. Die Gruppendiskussion sollte mitgeschnitten, transkribiert sowie in TEI übertragen werden, um eine Auswertung der persönlichen Erfahrung, Einschätzung und Bewertung der Musiker zu ermöglichen.

Das Vorgehen im zweiten Modul war ähnlich wie andere Formen der Forschung zu kreativen Prozessen (Clarke & Doffman, 2017; Sawyer, 2003) ausgerichtet. So wurden die Musiker der Band Close to the Distance bei zwei Proben begleitet und das Entstehen zweier Songs wurde audiovisuell aufgezeichnet. Die Dokumentation erfolgte mittels Annotation der Videomitschnitte in MAXQDA. Die Probenbesuche dienten ferner dazu, technische Möglichkeiten und Notwendigkeiten auszuloten. War der Mitschnitt des ersten Probenbesuchs noch auf einen Audio- und einen Video-Kanal beschränkt, so wurde beim zweiten Probenbesuch jedes Instrument mit einem eigenen Audio-Kanal aufgenommen. Die einzelnen kompositorischen Ereignisse konnte dadurch besonders tiefgehend erfasst werden.

Modul 3 verfolgte zwei Ziele, erstens sollte die Edirom um eine Schnittstelle zur Inkorporation audiovisueller Medien informationstechnisch erweitert werden. Das zweite Ziel basierte auf der Grundannahme, mit Hilfe von Medienwechseln das audiovisuelle Material mit herkömmlichen Methoden der digitalen Musikedition edieren zu können. Dazu sollte eine Voraussetzung geschaffen werden, nämlich die Erweiterungen des Editionsformats MEI. Konkret sollte eine Möglichkeit zur Codierung eines spezifischen Phänomens des Schaffensprozesses – nämlich verschiedene Techniken der Stimmbenutzung im Hardcore – erarbeitet werden.